„Hoffen auf einen Hexenkessel“

Thomas Flath und Timo Leister sprechen über das Heppenheimer Derby und eine künftige Zusammenarbeit


Es war der 1. März 2013, als der HC VfL Heppenheim und der SV Erbach letztmals in der Handball-Bezirksoberliga aufeinandertrafen. Mit 26:22 siegte die Mannschaft aus dem Heppenheimer Stadtteil in der Nibelungenhalle. Auch das Hinspiel hatte der SVE gewonnen, 28:23 hieß es am 27. Oktober 2012 in der Mehrzweckhalle. Am Ende der Saison stieg der HC VfL in die A-Liga ab, der SV Erbach beendete die Spielzeit auf Platz zehn. Vor dem nächsten Derby in der Bezirksoberliga am Freitagabend (20 Uhr) in der Erbacher Mehrzweckhalle sprach das Echo mit Thomas Flath (Abteilungsleiter SVE) und Timo Leister (Trainer HC VfL).

Herr Leister, Herr Flath, am Freitagabend steht nach über vier Jahren mal wieder das Heppenheimer Derby auf dem Handball-Programm. Wie groß ist die Vorfreude bei Ihnen Beiden?

Flath: Die Spiele Erbach gegen Heppenheim sind immer etwas Besonderes. Natürlich freuen wir uns auf eine volle Erbacher Sporthalle und eine gute Atmosphäre gegen eine, für uns schon vor der Saison nicht unerwartet, starke Heppenheimer Mannschaft.

Leister: Die Freude ist sehr groß. Solche Derbys sind, im Gegensatz zu den anderen, einfach nochmal etwas ganz anderes. Die Stimmung auf den Rängen und auf dem Feld ist nicht zu vergleichen.

Was macht aus Ihrer Sicht das Derby aus? Spielt der zumindest für die Erbacher etwas ungewohnte Spieltermin freitagabends um 20 Uhr eine Rolle?

Flath: Das ist natürlich die räumliche Nähe beider Vereine und die daher rührende Rivalität. In den letzten Derbys waren die Vorzeichen oft umgekehrt, in diese Saison sind wir der Underdog, was jeder mit Blick auf die Tabelle sehen kann. Den Spieltermin freitagsabends sehen wir gelassen, entscheidend ist nicht der Termin, sondern mit welcher Einstellung die Spieler in das Spiel gehen.

Leister: Ich glaube nicht, dass der Spieltermin für eine der beiden Mannschaften ein Vor- oder Nachteil sein wird. Ich freue mich eher, dass dadurch noch mehr Derby-Interessierte den Weg in die Mehrzweckhalle finden können, damit ein richtiger Hexenkessel entsteht.

Die sportliche Situation der beiden Mannschaften könnte im Moment kaum unterschiedlicher sein. Wie schätzen Sie Ihren Gegner ein?

Flath: Bei 16:6 Punkten ist es schwer, Heppenheimer Schwächen zu finden. Ich sehe aktuell keine. Abwehr und Angriff harmonieren gut und funktionieren als Einheit. Zudem spielt gerade in solchen Spielen die Erfahrung eine große Rolle.

Leister: Der SVE ist aktuell nur sehr schwer einzuschätzen. Durch den neuen Trainer und die „neuen Alten“ können wir nur erahnen, was uns erwartet.

Wie sieht derzeit die personelle Situation in Ihrer Mannschaft aus? Gibt es Veränderungen?

Flath: Aus unserem letzten Spiel haben wir mit Dominik Lies und Andrei Grebe zwei weitere verletzte Spieler, bei welchen wir abwarten müssen. Rene Weis wird nach überstandener Fußverletzung erst wieder mit dem Training beginnen und wohl nur sporadisch eingesetzt werden. Jannik Stadler war die komplette letzte Woche krank, so dass auch bei ihm unklar ist, ob er spielen wird. Jonas Müller fällt mit einer schweren Knieverletzung definitiv bis Rundenende aus.

Leister: Wir spielen mit dem gleichen Kader wie schon gegen die Mannschaft von Crumstadt /Goddelau. Der 14. Kaderplatz wird durch Marc Schäffauer aufgefüllt.

Zum Schluss etwas weggehend vom Spiel am Freitagabend: Im Bereich der weiblichen C-Jugend gibt es ja bereits eine Zusammenarbeit beider Vereine. Wäre aus Ihrer Sicht eine Spielgemeinschaft oder gar Fusion eine Option, um den Handballsport in Heppenheim voranzubringen?

Flath: Die Option Spielgemeinschaft steht immer im Raum, wenn wir uns die regionale Entwicklung im Handball ansehen. Wir beim SV Erbach haben uns erst einmal dafür entschieden, unser Heil in einer intensivierten Jugendarbeit, was mit unserer Oberliga-C-Jugend erste Früchte trägt, zu suchen. Eine Fusion der Vereine kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen. Auf der anderen Seite wissen wir auch, dass sich die Dinge schnell ändern können. Grundsätzlich halte ich eine etablierte Oberliga-Mannschaft für möglich.

Leister: Dies könnte durchaus eine Option sein. Ich glaube, langfristig gesehen könnte man mit einer HSG viel bewegen. Dazu müssten allerdings einige Hardliner überzeugt werden.

Das Interview führte Erik Eichhorn.

Quelle: Echo Online 14.12.2017