Lachsalven im SVE-Saloon

WILDWEST IN ERBACH Sportverein galoppiert furios durch alle Fastnachtsgenres / Mix aus Musik, Tanz und Witz 


Man nehme einen Sitzungspräsidenten, der für die Bühne geboren ist und sich selbst nicht zu ernst nimmt, viel Tanz, Musik, reichlich Humor, investiere viel Herzblut und unzählige Stunden Arbeit – das ist der Stoff, aus dem die Erbacher Fastnacht ist.

Der Bunte Abend des SV Erbach war zur Freude des Vereins beizeiten ausverkauft. Das zugkräftige Motto lautete: „In Erbach ist heut’ High Noon, wir treffen uns im SVE-Saloon.“

Häuptling „Rauchende Keule“ und seine Mannen hatten Quartier bezogen im Tal des wilden Flusses Erbach. Der Einspielfilm mit Steffen Maurer im Indianer-Outfit, der hoch zu Ross die Dorfstraßen Richtung Halle „galoppiert“, sorgte für den ersten Brüller. Frisch dem Film entsprungen, zog Häuptling und Sitzungspräsident Maurer wie eine Herde Büffel durch die Halle und ließ den Boden wackeln. Auf seine Figur anspielend, landete er den ersten Kalauer des Abends: Es werde alles live im 16:9-Breitbild übertragen.

Marshall Endres und das Einhorn

De „Marshall vun de Bergstroß“, alias Michael Endres, galoppierte hoch zu Ross in die Bütt. Allerdings hatte sein „Ross“ frappierende Ähnlichkeiten mit einem Einhorn. Der Marshall hatte allerlei „Gesetzlose und Verbrecher“ auf der Liste, suchte den Bürgermeister, der den Graben zu einem „großen Kreisel“ gemacht hat, LIZ.Linke, deren Wahlplakat aussieht, als hätte man es extra für Fastnacht kreiert. Die FDP dagegen wurde nicht gesucht – „die suchen sich selbst.“ Fast aussichtslos schien dem Marshall die Suche nach dem Gewissen der Bundes-SPD.

Für prächtige Stimmung sorgte das Jugendballett. Zu Pippi-Langstrumpf-Melodien brachten die Mädels mit männlicher Unterstützung einen wunderbaren Tanz auf die Bühne. Die Straßenfastnachter kamen nicht mit ihrem üblichen Programm davon. Häuptling Steffen Maurer zauberte für Siegfried, den kecken Recken und sich flugs ein närrisches Zwiegespräch aus dem Hut. Und weil Siegfried Eibner Fastnachter durch und durch ist, machte er mit. Auch, wenn er anfangs meinte: „Mei Frau sagt, ich soll net immer de Kasper mache.“ Worauf Maurer antwortete: „Isch glab, mer hawwe de gleich Fraa.“

Erstmals steuerte die erste Herrenmannschaft einen Tanz bei. Ein optisches Highlight, das die Halle beben ließ. Drillin struktor Rack ließ die Seinen aufmarschieren, in Tarnshorts und mit Kriegsbemalung. Ganz im Stile der Maoris begannen sie mit dem Haka Dance. Da gab es Jubelschreie.

Urlauber Dirk Arnold witzelte im Hawaiihemd und erzählte von seinen Reiseerlebnissen. Das Allstars Damenballett begeisterte mit seinem Auftritt als Retro-Badenixen. Da schipperten die Damen im „Knallroten Gummiboot“, da tanzten Strandlaken, und selbst der „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ fehlte nicht. Tänzerinnen, Kostüme und Choreografie waren ein Augenschmaus.

Originelles bot die Bensheimer Guggefetzband „Roabdigalle“, die metallene Werkzeugkästen als Percussionsinstrumente einsetzte. Mit der „Zettelwirtschaft“ – einem stummen Dialog zwischen Endres und Maurer mit Hilfe riesiger, handbeschriebener Zettel ging es in die Pause.

Aushilfs-Bauchredner Jens Rodenheber kämpfte mit seiner aufmüpfigen Giggel-Puppe, die Mo Lulay verblüffend ähnelte. Das Gardeballett – Mitglieder der A-Jugend und der Damenmannschaft des SVE – präsentierte eine Musical-Revue vom Allerfeinsten. In ihren silbernen Hotpants und den schwarzen Zylindern sahen die Mädels zum Anbeißen aus. Einer stahl ihnen jedoch (fast) die Show: Jannik Stadler tanzte nicht nur mit, er sang dazu noch live Sinatras „New York, New York“. A star was born in Erbach.

Yannick Lulay, Fabian Jordan und Daniel Kreicha stritten als „flotter Dreier“ um das beste Kostüm und den besten Witz. Die Söhne Erbachs – Steffen Maurer, Armin Silber und Pianist Alfons Loeb – nahmen singend die Weltpolitik aufs Korn. Aus „Griechischer Wein“ wurde „Kriech nicht da rein“.

Als Saloon Girls mischte das Showballett die Zuschauer auf. Zu Cancan-Musik wirbelten die Damen über die Bühne. Mitreißend. Anspruchsvoll. Immer ein Lächeln im Gesicht. Umwerfend die Kostüme.

Wenn die Frau – Xena Rodenheber – schwanger ist, dann ist es der Mann – Mirko Lulay – meist auch ein bisschen. Plötzlich einsetzende Wehen beendeten den letzten Büttenvortrag des Abends. Feuerwehrleute (das Männerballett) setzten den Schlusspunkt: Sie retteten ein „hübsches Mädchen“ (Ähnlichkeiten mit Michael Endres waren rein zufällig) aus dem brennenden Haus. Hier blieb kein Auge trocken.

Quelle: Echo Online 02.02.2016