Dass er einmal Pirouetten dreht wie ein Schlittschuhläufer, hat sich der Handballer Manuel Hörr nicht gedacht. Daran muss sich das 15 Jahre alte Talent des SV Erbach aber gewöhnen, seitdem er Mitglied der U16-Nationalmannschaft des Deutschen Handball-Bundes (DHB) im Beachhandball ist. Denn bei den Beachhandballern werden Tore nach mit einer Körperdrehung um 360 Grad mit zwei Punkten belohnt – ein Versuch lohnt sich also allemal.
Seit seinem vierten Lebensjahr spielt Manuel Hörr beim SV Erbach Handball, mittlerweile in der B-Jugend. Das bedeutet: dreimal die Woche Training unter Trainer Carsten Bengs in der heimischen Mehrzweckhalle. Dazu kommen die Einheiten in der Hessenauswahl. Der Fünfzehnjährige ist da montags in Wetzlar am Ball. Bei einem Turnier der Hessenauswahl in Fulda ist der Erbacher dem Trainer der Beachhandball-Jugendnationalmannschaft, Marten Franke, aufgefallen. „Dass der da war, wusste ich nicht“, sagt Manuel Hörr.
Franke habe dem Erbacher gesagt, dass er ihm positiv aufgefallen sei. „Das war schon überraschend für mich als Hallenhandballer. Beachhandball kenne ich eigentlich nur von den Fun-Turnieren in Krumbach oder auch in Lorsch“, bekennt Hörr, der jüngst zu einem dreitätigen Lehrgang in Witten in einer Halle mit vier Beachvolleyball- und zwei Beachhandballfeldern geladen war. Und der nächste Lehrgang steht in den Osterferien an. Im Juni ist die EM in Italien.
WIE DER VATER
Der Vater von Manuel Hörr, Steffen, ist ebenfalls Handballer. Er hat beim HC VfL Heppenheim Zweite Liga gespielt, wechselte dann zum TSV Pfungstadt. Nach einer Pause aufgrund der Ausbildung zum Schreinermeister schloss sich Steffen Hörr dem SV Erbach an. Aktuell unterstützt er Trainer Carsten Bengs bei der B-Jugend. Manuel sagt über ihm: „Mein Vater hat sich immer viel Zeit für mich genommen.“ Als es vor zwei Jahren zu einem personellen Engpass beim SVE kam, zog Steffen Hörr noch einmal das Trikot an. Mutter Karin Hörr ist zwar keine Handballerin, aber mittlerweile Zweite Vorsitzende des SVE.
Der Sand war für den Hallenhandballer ungewohnt: „Man hat nicht so einen festen Tritt, und es wird barfuß gespielt.“ Weitere Besonderheit: Es gibt drei Möglichkeiten, mit einem Tor zwei Punkte erzielen. Neben der Pirouette zählt ein Treffer des Torhüters doppelt und die Tore nach einem Kempa-Trick. „Die Schwierigkeit besteht hier im Anspiel“, weiß Hörr, aktuell mit 71 Treffern in neun Spielen bester Torschütze der B-Jugend-Oberliga.
Die Erbacher C-Jugend wurde von Manuels Vater Steffen trainiert. Carsten Bengs hat die Jungs 2019 übernommen, nachdem sie in die Oberliga aufgestiegen waren. „Ich bin schon sehr froh, dass wir in Erbach so hochklassig spielen, und durch unseren Trainer haben wir alle noch einmal einen Riesenschritt gemacht“, weiß Hörr die Arbeit von Carsten Bengs, der auch Trainer der Hessenauswahl ist, zu schätzen: „Unser Spiel wurde noch einmal auf ein ganz anderes Niveau hochgezogen“, so der Fünfzehnjährige. Dies zeige sich auch an der Tabelle: Die B-Jugend des SVE steht im gesicherten Mittelfeld.
Am Freitag (14., 19 Uhr) empfangen die Erbacher den aktuellen deutschen Meister MT Melsungen. Das Hinspiel hatte der SVE mit zwei Toren Unterschied verloren. „Ich würde mich schon sehr freuen, wenn wir gewinnen“, sagt Manuel Hörr. Einzig die Tatsache, dass das Spiel nicht in der Erbacher Mehrzweckhalle, sondern in der Sporthalle am Starkenburggymnasium ausgetragen wird, bereitet ihm Kummer: „Ich hoffe, dass die Erbacher Fans trotz Fastnacht nach Heppenheim zur Unterstützung kommen.“
Manuel Hörr besucht die neunte Klasse des Starkenburggymnasiums. Lernen würde er dann schon auch mal auf der Fahrt nach Wetzlar zu den Hessenauswahl-Lehrgängen. Hier wechseln sich die Eltern dreier Erbacher ab. Dann wäre da noch die Handball-AG an der Schule, die Hörr mit drei Mitschülern leitet. Für das Treffen mit Freunden bliebe nur wenig Zeit. Denn auch im klassischen Hallenhandball hat Manuel Hörr noch einiges vor: Im März steht eine weitere Sichtung für die Nationalmannschaft an – dann aber ohne Pirouetten.
Quelle: Echo Online 08.02.2020